1.840 Euro brutto verdienten die Zeitarbeiter*innen im letzten Jahr in Wuppertal. Als Helfer*in war das Gehalt nochmal um 161 Euro niedriger und betrug 1.679 Euro für eine Vollzeit-Kraft im Monat. Das enorm niedrige Gehalt führte bei der Stadt Wuppertal zu massiven Einnahme-Verlusten. Faire Arbeit e.V. kommt geschätzt auf mehrere Millionen Euro in den letzten vier Jahren.
Hierzu und zu weiteren Zahlen hat der gemeinnützige Verein den Bericht “ Zeitarbeit in Wuppertal 2018 – und seine finanziellen Folgen “ verfasst.
Demnach sind die Wuppertaler Zeitarbeiter*innen gut ausgebildet: 60 Prozent verfügte über eine abgeschlossen Berufsausbildung oder ein Studium. Trotzdem musste die Mehrheit einfache Helfer-Tätigkeiten verrichten (65 Prozent). Viele Fachkräfte müssen also unter-qualifizierte Arbeiten ausführen. So viel zum Thema Fachkräfte-Mangel.
Höchststand Zeitarbeit im Jahr 2017
Die Entwicklung der Zeitarbeit in Wuppertal war in den letzten Jahren rasant. Von 2013 bis 2017 ist die Anzahl der Zeitarbeiter*innen um 38 Prozent gestiegen. Mit 5.505 Zeitarbeiter*innen verzeichnete Wuppertal im Jahr 2017 einen Höchststand.
Im Jahr 2018 ist die Anzahl dann auf 4.571 gefallen; liegt damit aber immer noch deutlich über dem Jahr 2013 (+ 15 Prozent). Der deutliche Rückgang dürfte an der Änderung des „Gesetzes zur Regelung der Arbeitnehmerüberlassung (AÜG)“ liegen.
Mehrere Millionen Euro Verlust an der Einkommensteuer
Auf mehrere Millionen Euro schätzt Faire Arbeit e.V. die Einkommensteuer-Verluste für die Stadtverwaltung Wuppertal in den letzten vier Jahren. Für das Jahr 2018 errechnete der Verein ein Fehlbetrag von knapp 900.000 Euro. Jede Kommune in Deutschland erhält 15 Prozent von den Einkommensteuer-Einnahmen. Eine niedriges Gehalt bedeutet somit weniger Steuer-Einnahmen.
Zur Berechnung wurden die Median-Gehälter in Wuppertal zugrunde gelegt und daraus die jährliche Steuerlast für das Jahr 2018 errechnet. 15 Prozent aus der Differenz der unterschiedlichen Steuerlast zwischen den regulär Beschäftigten und den Zeitarbeitern, ergibt die knapp 900.000 Euro. (Eine detaillierte Berechnung findet sich ab Seite 19 des eingangs genannten Berichtes).
Der Verein betont, dass der errechnete Betrag nicht auf einer streng wissenschaftlichen Schätzung beruht. Das war mit den zur Verfügung stehenden Daten nicht möglich. Es ging auch nicht um den exakten Betrag. Wichtig war zu demonstrieren, welche Größenordnung die jährlichen Einkommensteuer-Ausfälle mit hoher Wahrscheinlichkeit haben werden.
Hinzu kommen zusätzliche Ausgaben für die Stadtverwaltung, die vermutlich im sechs-stelligen Euro-Bereich liegen.
Stadtverwaltung setzt auf Zeitarbeit
Das Jobcenter Wuppertal sieht sich als Kooperationspartner der Zeitarbeitsbranche. Die Stadtverwaltung Wuppertal setzt bei sich Zeitarbeiter*innen punktuell ein. Vor dem Hintergrund der gezahlten Gehälter und der enormen Einnahme-Verluste findet der Verein dies vollkommen unverständlich.
Erhöhter Gewerbesteuer-Satz nur für die Zeitarbeitsbranche?
Stattdessen wäre der richtige Weg die Zeitarbeit in Wuppertal möglichst einzudämmen, etwa durch den Verzicht in der Stadtverwaltung und allen stadteigenen Betrieben. Um die Zeitarbeitsbranche an den „Kosten“ zu beteiligen, könnte zumindest diskutiert und geprüft werden, inwieweit eine Erhöhung des Gewerbesteuer-Satzes (nur) für die Zeitarbeitsbranche möglich ist, so Faire Arbeit e.V.
Dieser Text stammt aus unserer Presseerklärung vom 11. Dezember 2019.
Den komplette Bericht mit vielen Grafiken finden Sie hier.
Stellungnahme Stadtverwaltung Wuppertal
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Stellungnahme Jobcenter Wuppertal
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